Disinformation Loops

— Eine digitale Analogie zu William Basinskis Disintegration Loops

Die Disintegration Loops sind eine Reihe von Aufnahmen alter Tapeloops, die beim Abspielen zerfallen. William Basinski stellt in den 1980er Jahren Tonbänder her, die er 2001 digitalisieren und archivieren will. Dieser Konservierungsversuch scheitert, da das altersschwache Tonband beim Abspielen zerfällt und willkürliche Aussetzer und Veränderungen entstehen. Dieser Zerfall hat seine ganz eigene Ästhetik, weshalb Basinski ihn digital aufnimmt und die Aufnahmen veröffentlicht.

Meine Arbeit Disinformation Loops stellt eine digitale Analogie zu Basinskis Aufnahmen dar. Eine gewählte Bilddatei wird wiederholt zwischen zwei Computern versendet. Durch Fehler in der Netzwerkverbindung entstehen Artefakte und das Bild verfälscht sich zunehmend. Den Tonbandschleifen ist hier das wiederholt versendete Bild gegenübergestellt. In beiden Fällen addieren sich entstandene Fehler. Das Tonband läuft immer wieder über die selben Stellen, weil es eine Schleife ist. Das Bild wird nach einer Übertragung erneut verschickt, wobei die potentiell entstandenen Fehler erhalten bleiben.

Die zwei Arbeiten haben gemein, dass beide ihr jeweiliges Medium sichtbar machen, indem sie die Fehler des Mediums in das Ergebnis einfließen lassen. Basinski bezieht seine Arbeit auf die Terroranschläge vom 11. September. Das Konzept der digitalen Analogie habe ich entwickelt bevor mir diese Deutung bekannt war, weshalb sich meine Arbeit auch nicht auf diese inhaltliche Ebene bezieht, sondern lediglich mit den technischen und ästhetischen Eigenheiten spielt.

Die technischen Grundlagen meiner Arbeit liegen in der Netzwerktechnik. Computernetzwerke verwenden zwei grundlegende Arten der Datenübertragung: TCP wird verwendet, um Daten zuverlässig zu übertragen. Dabei werden Fehler in der Übertragung erkannt und korrigiert. UDP hingegen verzichtet bewusst auf die zeitaufwändige Korrektur von Fehlern, um Echtzeitubertragungen zu ermöglichen. Dies wird z.B. für Video- oder Audiostreams verwendet. Die Disinformation Loops nutzen die Fehler in der Übertragung über UDP.

Die Pixeldaten des Bildes werden in einzelne Pakete aufgeteilt, deren Größe beliebig gewählt ist. Die Pakete werden einzeln nacheinander verschickt und vom Empfänger in der Reihenfolge, in der sie empfangen werden, wieder zu einem Bild zusammengesetzt. Damit die Reihenfolge nicht schon zu Beginn sehr verfälscht wird, werden die Pakete verzögert verschickt, wobei die Verzögerung mit jeder vollständigen Übertragung reduziert wird, so dass im Ergebnis die Fehler zunehmen. Bedingt durch diese künstliche Verzögerung dauert die Übertragung des Bildes ungewöhnlich lange, weshalb das Video um ein 20-faches schneller als die Originalaufnahme wiedergegeben wird.

Disinformation Loops